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Lothar Lambert 

 

In Haßliebe Lola

1995, 16 mm (1:1,33), Farbe, 87 Min.

Regie, Songtexte, Schnitt: Lothar Lambert. Buch: Lothar Lambert, Dagmar Beiersdorf nach einer Idee von Bernd Lubowski. Regieassistenz: Dagmar Beiersdorf. Kamera, Musik: Albert Kittler. Ton: Michael Sittner, Peter Zach. Licht: Mario van den Dungen, Delano van Diest. Kameraassistenz: Hans Benjamins. Filmgeschäftsführung: Anette Pfeiffer. Produktionsleitung: Caro Huber. Produktion: FMT GmbH, Norddeutscher Rundfunk (Redaktion: Eberhard Scharfenberg).

Darsteller: Lothar Lambert, Baduri, Nilgün Taifun, Erika Rabau, Dagmar Beiersdorf, Stefan Menche, Heiko Behrens, Delano van Diest, Doreen Heins, Caro Huber, Albert Kittler, Thilo Knodel, Gino Mohammed, Nikolaus Raskob, Renate Soleymany, als Gäste Carl Andersen, Hans Marquardt, Ulrike S., Marion Michael.

 

Kurzinhalt

Ein alternder übergewichtiger Damendarsteller verguckt sich in einen jungen Orientalen. Schöne Augen macht ihm dieser allerdings nur aus Berechnung und auf Anweisung seiner angeblichen Schwester hin, die in Wahrheit seine abgebrühte Verlobte ist. Allen Karriereambitionen zum Trotz entzieht sich der junge Mann permanent den Annährungsversuchen der abgetakelten Klischeetunte, die es sich dank ihrer Diva-Allüren allmählich mit ihrer Umwelt verscherzt. Die Handlung wird begleitet durch zahlreiche Gesangsauftritte auf der Kleinkunstbühne.

 

Inhalt (ENTHÄLT SPOILER)

Vorspruch: „Nur in Gedanken schwingen die braven Lieder von Liebe und Glück sanft auf und nieder. Nur in Gedanken fahren die bösen Lieder von Wollust mir in die alten Glieder. Lothar Lambert“

Die Kamera schwenkt über an einer Wand befestigte Photos aus Filmen und von Filmstars (darunter diverse Aufnahmen aus Streifen von Lothar Lambert), dazwischen ein gerahmtes Titelblatt der „Super!“-Zeitung: „Marlene – das letzte Foto“, schließlich schwenkt sie über Schminkutensilien auf einem Tisch. Ein älterer, eher nachlässig verkleideter Damendarsteller singt, zur Belustigung wenigstens eines Teils des Kneipenpublikums, auf einer kleinen Bühne. [weiter]

 

Lothar Lambert erinnert sich (2009/2010) 

„In Haßliebe Lola“ war für mich äußerst reizvoll, weil ich diese Lieder singen durfte – obwohl ich überhaupt nicht singen kann – und Albert Kittler sich solche Mühe gegeben hatte. Er war von meiner Stimmfärbung begeistert, aber natürlich nicht davon, daß ich Töne treffen konnte. Damals hatte ich viel Freude daran, dauernd Liedtexte zu schreiben. Und es hat mir Spaß gemacht, daß bei dem Film all meine Freunde dabeisein und alle dafür bezahlt werden konnten. Die Begeisterung für das Schreiben von Liedtexten hat sich dann aber wieder gelegt. Denn selbst wenn ich irgendwo einen Auftritt mit einem dieser Lieder bekommen hätte, hätte ich ja nie live singen können, und dann hätte ich mich gequält, vor lauter Angst, den Einsatz beim Playback zu verpassen. Also, ich hätte nicht mal eine Kleinkunstkarriere daraus machen können. Mit dem Malen kann man das nicht vergleichen, egal wie viele Bilder ich verkauft habe. Die Bilder sind ja da. Aber was sollen Liedtexte, die nicht zu Liedern werden und die keiner singt? Ich war damals auch in der GEMA, und zum Schluß hab ich weniger Tantiemen gekriegt, als ich Beitrag gezahlt habe, da bin ich wieder ausgetreten. Auch als ich im Film auf der Bühne stand, hab ich nicht wirklich gesungen. Das war vorher mühsam im Tonstudio aufgenommen worden, und ich war froh, wenn ich das vor der Kamera fehlerfrei durchziehen konnte. Wir mußten das x-mal wiederholen, weil ich immer wieder mit dem Playback nicht klarkam. Ich war nervös, die Statisten saßen schon länger herum… Es war für mich die Hölle. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, die Musiknummern, die wir ja immer nur angespielt haben, szenisch noch weiter aufzulösen. Was wolltest du da auch machen? Wir mußten kaschieren, daß nur fünf Statisten da saßen und das Lokal ganz winzig war. Und es sollte ja kein Musical sein. Die Travestie ist einfach mein spezieller Spaß. Wobei ich hier einen alternden Travestiestar spielte, arm und auf dem absteigenden Ast. Mit Kostümierung aus der Garage, second hand, da kannst du keinen Glamour erwarten.

In „In Haßliebe Lola“ hatte ich meine letzte große Rolle im Fummel, denn da war es mir dann doch sehr lästig, diese Schminkerei, die hochhackigen Schuhe – doch Dagmar Beiersdorf behauptete, ich würde aufblühen, wenn ich die Sachen anhabe. Aber das ist vielleicht normal, daß man sich in einem Kostüm, in einer Rolle anders benimmt.

Das Lokal, in dem wir gedreht haben, war die „Ewige Lampe“ in Charlottenburg, so ein kleiner, verräucherter Schuppen, in dem es eigentlich eher Jazz gab, Leibniz- Ecke Niebuhrstraße. Jetzt ist da ein kleines Travestielokal drin. Die Garderobe war in Wahrheit mein Atelier in Moabit. Und die Wohnung war meine richtige Wohnung, damals in der Charlottenburger Wielandstraße.

Baduri hat wirklich in der Pathologie gearbeitet und hatte deshalb natürlich auch die entsprechenden Materialien wie Kittel, Mikroskop und so weiter, das taucht ja schon in „Du Elvis, ich Monroe“ auf. Und auch im wirklichen Leben lagen ihm diese „Schwulitäten“, zu denen ich ihn vor der Kamera animieren wollte, gar nicht. Sein jüngerer Bruder Gino tritt in „In Haßliebe Lola“ einmal kurz als der Callboy auf, der bestellt, dann aber abgewiesen wird.

Carl Andersen habe ich in seiner Funktion als Kinoprogrammacher kennengelernt. Das war er ja in Wien und dann in Berlin, außerdem Filmkritiker, und irgendwann hat er mich angerufen und wollte ein Interview mit mir machen. Wir sind ins Gespräch gekommen, er war mir sympathisch, ich habe Filme von ihm besprochen und wir sind in Kontakt geblieben. Dann haben wir wechselseitig bei uns mitgespielt. Was das Filmemachen angeht, hat er andere Schwerpunkte als ich. Er kreist am liebsten um die Probleme des Filmemachens und der Auswahl von Hauptdarstellerinnen, an der er ja auch in Wirklichkeit viel Spaß hat, während das bei mir eher eine Nebensache ist. Außerdem hat er seit langem stärker die Videotechnik im Hinterkopf: Er läßt Gespräche endlos laufen, läßt sie auch endlos im fertigen Film drin und vertraut darauf, daß wenn er lange genug hinterm Monitor sitzt und nichts sagt, so eine Art Klimax kommt. Während ich doch mehr kontrolliere und schon an den Schnitt denke. Carl hat auch in seinen sogenannten Spielfilmen seit je her einen stärkeren dokumentarischen Ansatz als ich. Ich hab oft bei ihm mitgespielt, aber dann immer genölt und gejammert, damit es möglichst kurz ist. Er hat ja einen Film als offizielle Hommage an mich gemacht, „Killing Mom“, wo ich ja auch nichts dagegen hatte, daß er alle meine Darsteller einsetzt. Das ist zwar nicht sein bester Film geworden aus meiner Sicht, manche meinen aber, er hätte es schon ganz gut hingekriegt, mich zu imitieren.

Ulrike S. trat in „In Haßliebe Lola“ zum ersten Mal seit „Gestatten, Bestatter!“ wieder bei mir auf. Nach unserer großen Krise haben wir den Versuch gemacht, wieder so eine Art Freundschaft anzufangen, mit gemeinsamen Freizeitunternehmungen. In diese Zeit fiel wahrscheinlich Ulis „Rückkehr“ in meine Filme. Das ist dann wieder im Sande verlaufen, es hatte sich nicht viel geändert: Was vorher problematisch war, kam wieder zum Tragen – sagen wir’s mal so. Daß Uli dann seit „Qualverwandt“ in keinem meiner Filme erschienen ist, hat aber nichts zu tun damit, daß ich sie nicht mehr für interessant halte, sondern weil wir uns eben aus den Augen verloren haben. Da kam keine Inspiration auf. Wenn ich eine Figur hätte, die zu ihr paßt, würde ich sie immer noch mal bitten, mitzumachen. Aber ich hätte Bedenken, ihr eine richtig große Rolle zu geben, weil ich die Erfahrung gemacht habe, daß sie Unruhe ins Team bringt. Eine Unruhe, für die ich auch gar nicht mehr die Kraft hätte, sie durchzustehen. In „Blond bis aufs Blut“ ist Ullis Rolle zwar größer als in „In Haßliebe Lola“, aber das war auch an einem Drehtag erledigt. Ein einzelner Drehtag ist immer leicht durchzustehen.

Für den Film gab es am Ende, nachdem eine weitere ausgefallen war, nur eine öffentliche Förderung und dann noch das Geld vom Fernsehen. Insgesamt hat er 360.000 Mark gekostet, aber ich habe keine Regiegage gekriegt. Die Redakteurin Doris Heinze war von ihm so angetan, daß sie ihn in die damals laufende Reihe „Wilde Herzen“ aufnahm, wo er dann nachts im ersten Programm der ARD lief.

 

Kritische Anmerkungen